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Montag, 28. Juli 2014

Zertifikate und Lernberichte



Es gibt so viele andere Möglichkeiten Kinder zu bewerten, dass ich nicht verstehe wie man da auf Noten kommt. Naja doch irgendwie. Noten als Bewertung zu geben geht am schnellsten und einfachsten. Als Lehrer muss man die Schüler nicht mal unbedingt kennen.  Dabei sagen doch alle Lernen geht über Beziehungen.
An meiner Schule haben wir was echt cooles! Wir bekommen Noten erst ab der 9. Klasse und dann auch nur zusätzlich. Das finde ich echt gut, weil es etwas viel besseres gibt! Wir bekommen nach jedem  abgeschlossenem  Thema in einem Fach ein ausführliches  Zertifikat. Da steht richtig viel drin, wie du dich angestrengt hast, was du erreicht hast und auf was du richtig stolz sein kannst. Da drin steht aber auch total klar und deutlich was du nächstes Mal besser machen kannst und auf was du achten solltest. Das ist wirklich hilfreich, du weist ganz genau was du nächstes Mal anders machen kannst.
Alle freuen sich immer total, wenn sie ein Zertifikat bekommen. Sie heften sie dann immer in einen Ordner ein und man kann sie all seinen Verwandten zeigen. Man fühlt sich also wirklich ziemlich gut, wenn man ein Zertifikat bekommen hat.

So könnte ein Teil eines Mathe-Zertifikates aussehen:

 „Du hast Dich im Fach Mathe erfolgreich mit dem Thema Wahrscheinlichkeitsrechnung auseinandergesetzt. Du hast die Erhebung und die graphische Darstellung von Daten wiederholt, indem Du Diagramme erstellt und den Media und das arithmetische Mittel berechnet hast. Du weißt, was die absolute und die relative Häufigkeit ist, und kennst das Gesetz der großen Zahl. Du hast viele eigenständige Versuche durchgeführt und Dich mit der Laplace-Wahrscheinlichkeit beschäftigt. Du hast Methoden wie zum Beispiel die Pfad-Regel bei Baumdiagrammen kennengelernt, die Dich zur Lösung einer Aufgabe führen. Du hast Deine Qualifikation bewiesen, indem Du den Test mit 89 Prozent bestanden hast. Darüber hinaus hast Du stets Dein Arbeitsmaterial dabei und bringst gut Deine eigenen Ideen ein. Weiter so!“

Am Ende des Schuljahres bekommen wir auch kein Zeugnis sondern einen vier bis fünf seitigen Lernbericht. Genauso wie bei den Zertifikaten steht da richtig viel über dich selbst drin. Es macht wirklich echt viel Spaß den zu lesen. Man fühlt sich sehr gewertschätzt, wenn man sich ein Jahr lang anstrengt und dann eine sehr ausführliche und persönliche Bewertung bekommt und nicht einfach nur so eine Zahl. Alle freuen sich immer total, wenn sie ihren Lernbericht bekommen. Es ist dann ganz ruhig in der Klasse und alle lesen ihn.

So könnte ein Teil eines Lernberichts aussehen:

„Liebe Clara, Du bist eine hilfsbereite und freundliche Schülerin. In der Klassengemeinschaft bringst Du Dich mit Deinen konstruktiven Ideen gerne und häufig ein. So gelingt es Dir zum Beispiel gut, den Klassenrat strukturiert zu leiten. Du übernimmst zuverlässig viele Aufgaben und zeigst Verantwortung für Dich und andere. Achte aber bitte darauf, dem Unterrichtsgeschehen stets konzentriert zu folgen und Dich nicht so leicht ablenken zu lassen.
Du bist ein sehr sensibler, offener und immer engagierter Mensch, der sehenden Auges durch die Welt geht und eine ausgeprägte Antenne für die Bedürfnisse und Gefühle seiner Mitmenschen hat. Du bist eine bei allen respektierte Persönlichkeit und erfüllst mit Deinem sozialen und engagierten Verhalten eine wichtige Vorbildfunktion in der Klasse. Die Klasse hat Dir ihr Vertrauen gezeigt, indem sie Dich zur Klassensprecherin gewählt hat. Dieses Amt hast Du verantwortungsbewusst geführt.
In Englisch ist Deine Mitarbeit meistens motiviert und konzentriert. Die Testergebnisse zeigen jedoch, dass Du noch sorgfältiger die jeweilige Grammatik (Passiv, Present Perfekt, Conditional II) bearbeiten und üben musst. Auch das freie Schreiben bereitet Dir noch Schwierigkeiten. Hier solltest Du besonders auf die englische Rechtschreibung achten. Für Deine Talks hast Du schöne Themen gewählt und sorgfältig vorbereitet und gut vorgetragen. Hier hast Du gezeigt, dass Du über ein gutes Vokabular verfügst. Ich möchte Dir jedoch empfehlen, Dich mutiger an den `Warming Up´-Phasen zu Beginn des Unterrichts zu beteiligen. Auch eine regelmäßige Beteiligung am `Conversation Club´ könnte Dir helfen, Deine Aussprache zu verbessern. Weiterhin solltest Du noch mehr Wert auf eine saubere und vollständige Heftführung legen. Dein Heft stellt Dein persönliches Nachschlagewerk dar, in welchem Du auch später immer wieder Regeln und Merksätze sowie Begriffe nachlesen können solltest.
In Mathematik schaffst Du Dir ein förderliches Lernumfeld, indem Du weiter mit Samira und mir zusammenarbeitest. An manchen Stellen allerdings bleibst Du mit der Bearbeitung an der Oberfläche. Das wurde besonders in den letzten Wochen deutlich, da konntest Du Dein Wissen nicht angemessen anwenden (...).
Ich wünsche Dir Mut und Gelassenheit für das nächste Schuljahr. Vertraue auf das, was in Dir steckt. Ich wünsche Dir nun erst mal sonnige und vor allem erholsame Ferien. Deine Tutorin“  


Viele Grüße,
Alma




Montag, 21. Juli 2014

Smileys als Bewertung !?




Bevor die Ferien richtig losgehen bekommt man noch sein Zeugnis. Der wichtigste Moment für viele Kinder im ganzen Schuljahr. Man rackert sich ein Jahr ab und am Ende kriegt man die Belohnung dafür. Für viele ist das ganz sicher ein total schöner Augenblick, für andere aber leider auch ein schrecklicher.

Vor ein paar Wochen musste ich leider feststellen, dass es sogar noch eine schlimmere Bewertungsart als Noten gibt. An manchen Grundschulen ist es nämlich üblich, lächelnde und traurige Smileys als Bewertung zu geben. Meiner Meinung nach sind die noch viel schlimmer als Noten. 

Es ist doch total traurig, wenn du ein ganzes Jahr in die Schule gehst und dann dein Zeugnis bekommst und dich viele kleine traurige „Smileys“ anschauen.  Klar, wenn du nur lächelnde Smileys bekommst, ist alles gut. Aber wenn eben nicht, ist nichts gut! Ich frage mich wirklich, wie kommt man denn auf so was?


Denn stellt euch mal vor, ein kleiner Grundschüler strengt sich in der ersten Klasse wahnsinnig an und will eigentlich gerne lernen, lernt dann auch und kriegt dafür dann aber nur einen traurigen Smiley. Er weiß gar nicht wieso oder was er denn jetzt falsch gemacht hat. Er sieht nur den traurigen Smiley und das kann echt traurig sein! Da geht doch jede Motivation verloren. Wer hätte da denn noch Lust weiter zu lernen. So ein kleiner Junge aus meiner Bekanntschaft, fängt deswegen jetzt schon an zu weinen, nur wenn er das Wort Mathe hört. Wenn ein Kind wegen Schule und Lernen weint hat man wirklich alles falsch gemacht. Zu mir meinte der Kleine, er würde seiner Schule auch einen traurigen Smiley geben und nicht einen fröhlichen.
Ihr seht die Zeit vor den Sommerferien kann also wirklich sehr hart sein.

Die meisten Kinder machen sich schon von alleine total viel Stress, da müssen nicht auch noch Smileys mehr Druck erzeugen. Es gibt doch so viele andere Möglichkeiten jemanden zu bewerten!
An meiner Schule haben wir zum Beispiel richtige Zertifikate und Lernberichte. Da steht viel über dich selbst drin und es macht richtig viel Spaß ihn zu lesen. Dann hast du keine Angst mehr vor dem Ende des Schuljahres, weil du dein Zeugnis bekommst, sondern du freust dich auf das Ende, denn du bekommst deinen ausführlichen Lernbericht. Was da drin steht erfahrt ihr nächste Woche.

Viele Grüße,

Alma






Montag, 7. Juli 2014

1 Woche Projekt Sprachbotschafter



Jetzt habe ich schon eine Woche als Sprachbotschafterin in einer Berliner Grundschule geholfen. Meiner Meinung nach ist das der perfekte Ort um Verantwortung zu übernehmen und es macht auch noch richtig Spaß! 

Als ich das erste Mal in die Klasse gekommen bin, saßen alle Kinder im Morgenkreis und guckten mich mit großen Augen an. Auf der einen Seite die Mädchen und auf der anderen die Jungen. 

Die Kinder kannten das Projekt Sprachbotschafter schon und haben sich nicht groß gewundert, wer ich denn jetzt bin. Was ich total toll fand war, dass wirklich alle sehr freundlich waren und mich direkt ins Herz geschlossen hatten. In dem Alter sind die Kinder noch so  unvoreingenommen und einfach nur freundlich!
Alle freuen sich schon auf die Ferien, sind aber gleichzeitig im Schulstress, weil sie noch ihr Arbeitsbuch beenden müssen.

Am ersten Tag  hatten die Grundschüler draußen Sport-Unterricht. Da konnte ich noch nicht so viel mithelfen. In der Pause habe ich dann mit ein paar Mädchen den Schulhof erkundet. Der ist wirklich sehr schön. Die Schüler haben ihn selbst gestaltet. Es gibt Rutschen, Kletterfelsen, einen Schulgarten, Schaukeln und Tischtennisplatten. Dort hat man als Kind richtig Möglichkeiten sich auszutoben, was leider ganz oft bei weiterführenden Schulen nicht der Fall ist…

Am zweiten Tag war Mathe-Unterricht. Alle Kinder mussten sich beeilen, denn bald stehen die Ferien an und vorher müssen noch die Arbeitshefte beendet werden. Ich habe Dzulijana geholfen. Sie ist ein kleines achtjähriges Mädchen, dessen Familie aus Bosnien stammt. Sie war total im Stress und bald den Tränen nahe, da sie nicht die Schnellste in Mathe ist. Es war wirklich ziemlich anstrengend, weil sie leider gar kein Bock auf Schule hatte. Sie ist der Meinung total dumm zu sein und sowieso nichts zu verstehen. Für sie ist Mathe viel schwerer und dann braucht sie natürlich auch viel länger. Da hätte ich nach einer Weile auch keine Lust mehr...Für mich war es ganz schön hart anzusehen, was für ein Stress die Kleinen jetzt schon hat, nur weil sie nicht so schnell wie der „Durchschnitt“ ist.

Am dritten Tag habe ich mit vielen Kindern lesen geübt und ihnen vorgelesen. Man muss sehr geduldig sein und sich gleichzeitig an ganz verschiedene Kinder anpassen. Danach war Sachunterricht. Alle mussten Bilder von Schmetterlingen und Raupen malen. Ich habe Silvya geholfen ihren Schmetterling auszumalen, den sie vorher mit großer Mühe gezeichnet hatte. Leider hatte das der Lehrerin gar nicht gefallen und sie hat das Blatt zerrissen und in den Müll geschmissen. Silvya sollte nochmal von vorn beginnen. Sie war dann aber total demotiviert und hatte keine Lust mehr.

Am letzten Tag habe ich die Klasse auf einen Ausflug begleitet. Wir sind zu einen Indoor-Spielplatz gefahren. Es war echt anstrengend den ganzen Tag den Kindern hinterher zu rennen. Meine Beine sind jetzt voller blauer Flecken. Es war ganz schön schwer auf 30 Kinder aufzupassen, während sie über die Straße laufen.
Das Projekt Sprachbotschafter richtet sich vor allem an Schulen mit Kindern die einen Migrationshintergrund haben. In meiner Klasse ist mir das besonders aufgefallen, denn irgendwann hat die Hälfte der Schüler einfach nur noch türkisch gesprochen. Ich fühlte mich etwas komisch, weil ich kein Wort verstanden habe.

Es ist zwar teilweise echt anstrengend, aber man sammelt Erfahrungen, die man sonst nicht gemacht hätte. Du bekommst richtig das Gefühl, dass du gebraucht wirst. Man freut sich einfach richtig, wenn man dem ganzen Tag einem Kind beim Lernen geholfen hat und es sich dann am Ende bei dir bedankt! Das Dzulijana sagte zum Beispiel: „Wie schade das du nach den Sommerferien nicht wieder kommst!“ oder „Du hast mir echt geholfen“. Die ganze Klasse hat mir zum Abschied gewinkt.

Ich kann es nur jedem empfehlen, dass auch zu machen. Die Lehrer freuen sich, glaube ich auch, dass sie etwas Unterstützung bekommen.

Viele Grüße,

Alma